Richtig, die Auflösung heisst natürlich John F.
Kennedy, dessen Todestag sich am kommenden 22. November zum 50. Mal jährt.
Eine ausführliche Zusammenfassung seiner
Krankengeschichte findet man auf doctorzebra.com. Robert Dallek schrieb vor 10
Jahren einen schönen Artikel in ‚The Atlantic Monthly’ über Kennedy’s
medizinische Probleme. Er hatte damals Einsicht erhalten in die erst kürzlich
geöffneten Akten über die Jahre zwischen 1955 und 1963. Unter anderem fanden
sich darunter auch Röntgenbilder und Verordnungen eines seiner damaligen Ärzte.
Nicht nur erfuhr die Welt damit die Wahrheit über JFK’s katastrophalen
Gesundheitszustand. Dallek zeigte auch auf, wie schwierig es zur damaligen Zeit
gewesen sein muss, diesen zu verbergen. Anscheinend soll beispielsweise Nixon
im Wahlkampf 1960 versucht haben, an Kennedy’s Krankengeschichte heran zu
kommen. Diebe waren in die Praxis seines Endokrinologen eingebrochen, der ihn
wegen seines Morbus Addison behandelte, fanden die Krankengeschichte jedoch
nicht, da sie unter einem Code-Namen abgelegt war. Daraufhin hatten sie erfolglos
versucht, in die Praxis der Internistin Janet Travell einzubrechen. Janet
Travell wurde nach der gewonnenen Wahl zur persönlichen Ärztin von Präsident
Kennedy berufen. Sie hatte auch festgehalten, dass Kennedy schon 1955 wegen
einer Unterfunktion der Schilddrüse behandelt wurde. Während seiner gesamten
Präsidentschaft nahm er Testosteron-Tabletten ein. Allerdings ist der Grund
dafür nicht ganz klar. Möglicherweise war sein Testosteronspiegel als Folge
seiner chronischen Kortikosteroidbehandlung gesunken, evt. auch wegen seiner
APS-2-Erkrankung, die erst viele Jahre nach seinem Tod gestellt wurde.
Möglicherweise war das Testosteron auch ein Mittel, um sein Gewicht herauf zu
setzen. Ein Morbus Addison war schon 1947 diagnostiziert worden. Der
Zusammenhang mit der Schilddrüsenunterfunktion war damals aber noch nicht
offensichtlich. Heute scheint die Diagnose eines autoimmunen polyendokrinen
(oder polyglandulären) Syndroms Typ 2 (APS-2) die wahrscheinlichste zu sein. APS-2
hat eine polygenetische Ursache und wird definiert als eine autoimmune
Nebennierenrindeninsuffizienz, kombiniert mit entweder einer autoimmunen
Schilddrüsenunterfunktion oder mit einem Diabetes mellitus Typ 1. Damit
assoziiert sind oft weitere Autoimmunerkrankungen, wie z.B. atrophische
Gastritis, hypergonadotropher Hypogonadismus und Zöliakie.
Der Wahlkampf von 1960 hatte ihn so erschöpft,
dass seine Hände an der Pressekonferenz nach seinem Wahlsieg zitterten. Er
brauchte zwei Wochen, um sich davon zu erholen. Nach der missglückten
Schweinbuchtinvasion 1961 war er über Wochen depressiv, er weinte und konnte
wochenlang nicht schlafen.
Eine seiner grossen und bleibenden Leistungen
ist die Community Mental Health
Centers Construction Act vom 31. Oktober 1963. Es war die letzte Gesetzesvorlage, die er vor seinem
Tod noch unterzeichnet hatte. Schon im Februar 1963 hatte er diesbezüglich eine
‚besondere Botschaft’ an den Kongress adressiert (‚Special Message to the
Congress on Mental Illness and Mental Retardation’), in der er die Hintergründe
für sein Engagement für die psychisch Kranken und die geistig Behinderten
dargelegt hatte. Vorgesehen war unter anderem eine staatliche Unterstützung zur
gemeindebasierten Behandlung psychisch Kranker statt der bisherigen kustodialen
Verwahrung in den staatlichen Institutionen und damit auch ein Zeichen für die
Entstigmatisierung psychischer Störungen. Leider wurde diese Idee der
De-Institutionalisierung pervertiert. 90 Prozent der Betten wurden gestrichen.
Die staatlichen finanziellen Leistungen genügen nicht, um eine
gemeindezentrierte Behandlung in den Staaten aufzubauen. Die am schwersten
Kranken können sich nirgendwohin wenden. Sie enden auf der Strasse. Die drei
grössten Psychiatrie-Anbieter in den USA sind Gefängnissse.
Tatsächlich besteht auch in Europa die Gefahr,
dass Bettenkürzungen zu einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit
führt, wenn unter dem Argumentarium der ‚Mengenausweitung’ nicht entsprechende
ambulante Plätze geschaffen werden (Stichwort ‚Praxisstop’).
Übrigens: auf der Pinnwand von Newseum
pinterest.com/newseum/remembering-jfk/ findet Ihr eine schöne Zusammenstellung
der Besucherkommentare der Ausstellung „JFK: Three Shots Were Fired“ auf die
Frage: „Where were you when you heard the news that John F. Kennedy had been
shot?“
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