Sonntag, 10. November 2013

Who am I - Auflösung

Richtig, die Auflösung heisst natürlich John F. Kennedy, dessen Todestag sich am kommenden 22. November zum 50. Mal jährt.
Eine ausführliche Zusammenfassung seiner Krankengeschichte findet man auf doctorzebra.com. Robert Dallek schrieb vor 10 Jahren einen schönen Artikel in ‚The Atlantic Monthly’ über Kennedy’s medizinische Probleme. Er hatte damals Einsicht erhalten in die erst kürzlich geöffneten Akten über die Jahre zwischen 1955 und 1963. Unter anderem fanden sich darunter auch Röntgenbilder und Verordnungen eines seiner damaligen Ärzte. Nicht nur erfuhr die Welt damit die Wahrheit über JFK’s katastrophalen Gesundheitszustand. Dallek zeigte auch auf, wie schwierig es zur damaligen Zeit gewesen sein muss, diesen zu verbergen. Anscheinend soll beispielsweise Nixon im Wahlkampf 1960 versucht haben, an Kennedy’s Krankengeschichte heran zu kommen. Diebe waren in die Praxis seines Endokrinologen eingebrochen, der ihn wegen seines Morbus Addison behandelte, fanden die Krankengeschichte jedoch nicht, da sie unter einem Code-Namen abgelegt war. Daraufhin hatten sie erfolglos versucht, in die Praxis der Internistin Janet Travell einzubrechen. Janet Travell wurde nach der gewonnenen Wahl zur persönlichen Ärztin von Präsident Kennedy berufen. Sie hatte auch festgehalten, dass Kennedy schon 1955 wegen einer Unterfunktion der Schilddrüse behandelt wurde. Während seiner gesamten Präsidentschaft nahm er Testosteron-Tabletten ein. Allerdings ist der Grund dafür nicht ganz klar. Möglicherweise war sein Testosteronspiegel als Folge seiner chronischen Kortikosteroidbehandlung gesunken, evt. auch wegen seiner APS-2-Erkrankung, die erst viele Jahre nach seinem Tod gestellt wurde. Möglicherweise war das Testosteron auch ein Mittel, um sein Gewicht herauf zu setzen. Ein Morbus Addison war schon 1947 diagnostiziert worden. Der Zusammenhang mit der Schilddrüsenunterfunktion war damals aber noch nicht offensichtlich. Heute scheint die Diagnose eines autoimmunen polyendokrinen (oder polyglandulären) Syndroms Typ 2 (APS-2) die wahrscheinlichste zu sein. APS-2 hat eine polygenetische Ursache und wird definiert als eine autoimmune Nebennierenrindeninsuffizienz, kombiniert mit entweder einer autoimmunen Schilddrüsenunterfunktion oder mit einem Diabetes mellitus Typ 1. Damit assoziiert sind oft weitere Autoimmunerkrankungen, wie z.B. atrophische Gastritis, hypergonadotropher Hypogonadismus und Zöliakie.
Der Wahlkampf von 1960 hatte ihn so erschöpft, dass seine Hände an der Pressekonferenz nach seinem Wahlsieg zitterten. Er brauchte zwei Wochen, um sich davon zu erholen. Nach der missglückten Schweinbuchtinvasion 1961 war er über Wochen depressiv, er weinte und konnte wochenlang nicht schlafen.
Eine seiner grossen und bleibenden Leistungen ist die Community Mental Health Centers Construction Act vom 31. Oktober 1963. Es war die letzte Gesetzesvorlage, die er vor seinem Tod noch unterzeichnet hatte. Schon im Februar 1963 hatte er diesbezüglich eine ‚besondere Botschaft’ an den Kongress adressiert (‚Special Message to the Congress on Mental Illness and Mental Retardation’), in der er die Hintergründe für sein Engagement für die psychisch Kranken und die geistig Behinderten dargelegt hatte. Vorgesehen war unter anderem eine staatliche Unterstützung zur gemeindebasierten Behandlung psychisch Kranker statt der bisherigen kustodialen Verwahrung in den staatlichen Institutionen und damit auch ein Zeichen für die Entstigmatisierung psychischer Störungen. Leider wurde diese Idee der De-Institutionalisierung pervertiert. 90 Prozent der Betten wurden gestrichen. Die staatlichen finanziellen Leistungen genügen nicht, um eine gemeindezentrierte Behandlung in den Staaten aufzubauen. Die am schwersten Kranken können sich nirgendwohin wenden. Sie enden auf der Strasse. Die drei grössten Psychiatrie-Anbieter in den USA sind Gefängnissse.
Tatsächlich besteht auch in Europa die Gefahr, dass Bettenkürzungen zu einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit führt, wenn unter dem Argumentarium der ‚Mengenausweitung’ nicht entsprechende ambulante Plätze geschaffen werden (Stichwort ‚Praxisstop’).

Übrigens: auf der Pinnwand von Newseum pinterest.com/newseum/remembering-jfk/ findet Ihr eine schöne Zusammenstellung der Besucherkommentare der Ausstellung „JFK: Three Shots Were Fired“ auf die Frage: „Where were you when you heard the news that John F. Kennedy had been shot?“

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